Meine gelesenen Bücher im März könnten unterschiedlicher nicht sein: Ein Identitätssuchebuch, ein Kriminalroman, eine Dystopie und ein Beziehungsroman. Es ist also für jeden was dabei und ich muss sagen, alle Bücher haben mich auf eigene Weise begeistert.
Mirna Funk erzählt in „Zwischen Du und Ich“ von Nike, einer in Berlin lebenden Jüdin, die nach Tel Aviv geht, um ihre jüdische Identität besser zu verstehen aber auch um ein persönliches Trauma endlich verarbeiten zu können. Es passiert einiges auf den 302 Seiten und das Ende kommt überraschend. Hier ist sicher noch nicht alles auserzählt.
Wer sich für die potentiell technik-gesteuerte Zukunft interessiert, ist bei Artur Dziuks „Das Ting“ genau richtig. Artur Dziuk hat für seinen futuristischen Debütroman „Das Ting“ erfunden. Das ist eine Optimierungs-App, die ihre Anwender mit klugen Lebensratschlägen versorgt – ihnen aber auch schleichend Denken und Fühlen abnimmt. Hier hält die Spannung bis zum Schluss.
Spannend erzählt Candice Fox auch in „Dark“ von vier ganz unterschiedlichen Frauen, die zusammenfinden, um das Leben einer Fünften zu retten. Schauplatz ist das dunkle, verkommene Los Angeles. Ein guter Page Turner, der die hohe Spannung hält.
Am meisten begeistert hat mich im März Kühmels Debütroman „Kintsugi“. Die Handlung ist schnell erzählt: Ein schwules Paar, der ältere Freund und dessen Tochter treffen sich im Wochenendhaus in der Uckermark, um die 20-jährige Beziehung von Reik und Max zu feiern. Doch unter der harmonischen Oberfläche brodelt es. Abwechselnd erzählen die Vier in langen Monologen die Vorgeschichten ihrer Beziehungen. Dabei schafft es Kühmel die vier Protagonisten nachvollziehbar und glaubwürdig von ihren Gefühlen und Gedanken erzählen zu lassen. Das entfaltet eine Sogwirkung, der ich mich nicht mehr entziehen konnte. Kühmels Roman ist ein psychologisch raffiniertes Kammerspiel im Quadrat und eine ganz klare Leseempfehlung.
Mirna Funk „Zwischen Du und Ich“; dtv; München 2021; 302 Seiten; 22 Euro
Artur Dziuk „Das Ting“; dtv; München 2020; 444 Seiten; 18 Euro
Miku Sophie Kühmel „Kintsugi“; S. Fischer; Frankfurt a.M. 2019; 297 Seiten; 21 Euro
Candice Fox „Dark“; Suhrkamp; Berlin 2020; 394 Seiten; 16 Euro