Ich habe mit viel Begeisterung Isabel Bogdans „Der Pfau“ gelesen und war deshalb sehr auf ihr neues Buch „Laufen“ gespannt.
„Ich kann nicht mehr.“
So beginnt „Laufen“, in dem eine Frau sprichwörtlich wieder in ihr Leben zurück läuft. Sie hat ihren langjährigen Partner verloren und glaubt sich am Ende ihrer Kräfte. Dennoch beginnt sie zu laufen, am Anfang kleine Runden, dann immer größere Strecken. Beim Laufen fängt sie an, ihre Trauer zu verarbeiten, ihre Beziehung zu reflektieren und am Ende auch neuen Lebensmut zu schöpfen. Dabei begleitet sie ihre Liebe zur Musik und ihre Freunde.
„Laufen“ ist so ganz anders als ihr erstes herrlich komisches Buch „Der Pfau“. Der Text hat eigentlich keine Handlung, sondern ist ein einziger langer innerer Monolog, bestehend aus Gedanken, die keine klare Richtung haben. Wut und Witz verbinden sich, Hoffnungslosigkeit trifft auf Sehnsucht.
Ich mochte das Buch sehr, einerseits, weil ich selbst gern laufe und dabei auch fast selbsttherapeutisch meine Themen durchdenke und auch, weil ich lange in Hamburg gelebt habe und deshalb viele Laufstrecken wieder erkannt habe. Außerdem fand ich den traurig, heiteren Ton des Buches sehr schön. Man liest das Buch an einem Nachmittag weg und hat danach das Gefühl, dass das Leben auch nach Schicksalsschlägen wieder gut werden kann, dass man Trauer überwinden kann.
Isabel Bogdan, „Laufen“, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019; 208 Seiten, 20 Euro