Pauline Dellabroy-Allard „Es ist Sarah“

„Sie kommt zu spät, atemlos lachend. Sie spricht zu laut, zu schnell, sie ist zu stark geschminkt. Ein Moment wie in Zeitlupe.“

Pauline Delabroy-Allard

In diesem Moment verliebt sich die Erzählerin Hals über Kopf in Sarah. Es beginnt eine hoch leidenschaftliche, überbordende, alles vereinnahmende Liebesgeschichte. Sarah und die Erzählerin könnten unterschiedlicher nicht sein. Sarah, hochbegabt, exaltiert, temperamentvoll; die Erzählerin eher kontrolliert, unauffällig, bürgerlich.

Man wird in den Sog dieser Liebe gesogen, die keine Grenzen, fast schon keine Normalität zu kennen scheint. Erzählt wird aus der Perspektive der namenlosen Erzählerin, Lehrerin, Mutter, deren Leben aus den Fugen gerät, als sie sich in Sarah verliebt. Neben dieser Liebe zu Sarah verblasst alles andere, tritt die Beziehung zur Tochter, der Beruf in den Hintergrund.

Irgendwann gleitet diese Amour Fou ins Dunkle ab. Die Erzählerin sehnt sich einerseits nach Sarah, wenn diese auf Reisen ist, andererseits wünscht sie sich, dass die Beziehung endet, das Rauschhafte aufhört, eine Normalität wieder möglich ist. Und letztendlich endet die Beziehung auch, wenngleich auch vielleicht anders, als man gedacht hätte.

Das Buch lebt und atmet durch die Sprache. Sie ist poetisch, magisch und emotional und entfaltet einen hypnotischen Sog, der einen das Buch in einem Rausch zu Ende lesen lässt.

Dieses Buch hat mich berührt, weil wir alle dieses Gefühl kennen jemanden zu lieben, vielleicht auch über den Punkt hinaus, an dem es einem gut tut. Das Gefühl, dem wir alles andere freiwillig unterordnen, der Alltag unwichtig wird. Allards Buch gibt einem diesen Gefühl zurück. Es führt einem wieder den ultimativen Sinn des Lebens vor Augen.

Pauline Delabroy-Allard: Es ist Sarah. Frankfurter Verlagsanstalt, 182 S., 22 Euro

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