Nun ist der April gefühlt schon wieder ewig her und ich komme erst jetzt dazu, meine Lektüre hier zu teilen. Im letzten Monat war von allem etwas dabei: eine spannende Biographie über Elon Musk, ein Familienroman, der im Libanon spielt, eine Entwicklungsgeschichte zweier Schwestern und ein spannender Roman über eine Kleinstadt in den USA, in der jeder seine Geheimnisse zu wahren versucht.
Am nachhaltigsten haben mich Angie Kims „Miracle Creek“ und Katya Apekinas „Je tiefer das Wasser“ beeindruckt. Es sind beides Debütromane zweier toller neuer Autorinnen. In „Miracle Creek“ erzählt Angie Kim von einer Kleinstadt in der eine Gruppe von Menschen über eine Sauerstoff-Therapie miteinander verbunden ist. Das Buch beginnt mit einem Unglück. Der Sauerstofftank geht in Flammen auf, zwei Menschen sterben und die Mutter des toten Henry findet sich auf der Anklagebank wegen Brandstiftung wieder. In den folgenden Kapiteln werden Stück für Stück die Geheimnisse aller beteiligten Personen enthüllt und am Ende natürlich die Frage beantwortet, ob die richtige Person auf der Anklagebank sitzt. „Miracle Creek“ ist ein spannender Kleinstadtroman, der die Persönlichkeiten und Motive der handelnden Personen sehr genau ausleuchtet, dabei trotzdem warmherzig bleibt, so dass man mit den handelnden Protagonisten mitfühlen kann.
Katya Apekinas „Je tiefer die Wasser“ ist anders. In ihrem Debüt erzählt Apekina die Geschichte zweier Schwestern, die nach dem Selbstmordversuch ihrer Mutter bei ihrem Vater in New York langen. Die beiden stolpern von einer toxischen Beziehung in die Nächste. Der Vater Dennis Lormack ist ein erfolgreicher aber auch getriebener Schriftsteller. Für seine Werke beutet er seine persönlichen Beziehungen aus und auch Mae, die jüngere Schwester gerät in diesen Bann der Abhängigkeit, während Eddie, die Ältere, sich distanziert und irgendwann wieder in die Heimat zurück geht. Es geht um schwierige Familienbeziehungen, Kultur und New York. Der aus verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen geschriebene Roman entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
Hier sind alle meine Bücher vom April:
Angie Kim; „Miracle Creek“; Hanser Blau; 2020; 220 Seiten; 22 Euro
Katya Apekina; „Je tiefer das Wasser“; Suhrkamp, Berlin 2020; 400 Seiten; 24 Euro
Pierre Jarawan: „Ein Lied für die Vermissten“; Piper Verlag 2020; 464 Seiten; 22 Euro
Jasmin Schreiber; „Marianengraben“; Eichborn; 254 Seiten; 20 Euro
Fran Ross: „Oreo“; DTV, München 2019; 290 Seiten; 22 Euro
Ashlee Vance; „Elon Musk“; FinanzBuch Verlag; 2015; 384 Seiten; 20 Euro