Meine Bücher im Oktober

Der Oktober war ein leseschwacher Monat für mich. Nur drei Bücher habe ich geschafft und das ist doch eigentlich weit unter meinem normalen Schnitt für mich.

Die Hälfte des Oktobers habe ich auf Korsika verbracht und mich dort in diese raue und schöne Insel verliebt. Neben wandern und Strandzeit blieb nicht viel Zeit zum Lesen. Die wenige Zeit habe ich dann mit meinem ersten Murakami verbracht. Ein Freund empfahl mir, mit „Mr. Aufziehvogel“ zu starten. Leider muss ich sagen, dass mich seine Erzählweise nicht packt und mitnimmt. Ich habe es bis zur Mitte des Buches versucht und bin der Geschichte von Toru Takama gefolgt, dem erst der Kater entschwindet und den dann eines Tages seine Frau ohne Nachricht verlässt. Daraufhin beginnt er beide zu suchen und trifft auf der Suche einige sehr abgedreht abgründige Menschen. Immer wieder verlässt Murakamis Toru Okada deshalb die Realität und taucht in seiner unergründlichen Innenwelt unter. „Ich schließe die Augen und trenne mich von diesem meinem Körper mit den schmutzigen Tennisschuhen“.

Ich konnte Murakamis mystischem Realismus nicht viel abgewinnen. Es wird viel angedeutet, doch die Figuren bleiben dennoch vage. Vielleicht gebe ich Murakami später noch mal eine Chance.

Haruki Murakami, „Mister Aufziehvogel“, Dumont Verlag, 1998, 684 Seiten, 9.90 Euro

Mein zweites Buch im Oktober war leider nicht viel besser. Tommy Oranges Debütroman „Dort, Dort“ wurde ja sehr gut besprochen, als „Indigene Wirklichkeit jenseits der Klischees“. Der Aufbau des Buches, verschiedene indigene Menschen von ihrem Leben erzählen zu lassen und sie zum dramaturgischen Höhepunkt einem Powwow zusteuern zu lassen, ist gut.

Orange erzählt die Geschichten von zwölf Native Americans, die ein gewöhnliches städtisches Leben führen, als Postbotin, Drogenberater, Filmemacher. Wir begegnen strebsamen Frauen und Männern, verlässlichen Großmüttern, trinkenden Müttern, drogenverseuchten oder fettleibigen Jungs. Viele allerdings führen hässliche Leben, sind Opfer von Gewalt und Vergewaltigung. Es ist ihnen nicht gelungen, sich in einer heilen oder gar harmonischen Normalität einzurichten

Die Erzählung selbst war für mich nicht überzeugend. Zu wenig Raum für die einzelnen Figuren. Ich habe es zu Ende gelesen aber am Ende fast erleichtert weggelegt.

Tommy Orange; „Dort Dort“, Hanser Berlin, 2019; 288 Seiten, 22 Euro

Das dritte Buch im Oktober hat mich dann mit der Literatur wieder versöhnt. Obwohl Margaret Atwood sicher die höchsten Erwartungen zu erfüllen hatte. Seit ihrem Buch „Der Report der Magd“ vor 13 Jahren, war wohl kein Nachfolger mehr so sehnlichst erwartet worden wie „Die Zeuginnen“ (The Testaments). Auch ich konnte es kaum erwarten und habe es mir noch am Erscheinungstag am Flughafen in London gekauft.

Ich muss sagen: Margaret Atwood hat es für mich auf jeden Fall geschafft, an die Klasse des Vorgängers anzuschließen und die Geschichte lose zu Ende zu erzählen. Sie nimmt die Fäden des Reports der Magd wieder auf und lässt die Geschichte Jahre später wieder einsetzen und durch ihre drei Protagonistinnen Tante Lydia und die beiden Töchter von Ofred, Daisy (Nicole) und Agnes. Gilead existiert immer noch aber der totalitäre Staat bekommt langsam Risse.

Atwood erzählt temporeich und spannend und ich bin ihren drei Hauptfiguren gern gefolgt. Sie schafft es, den Erwartungen gerecht zu werden und die übergreifende Geschichte zu beenden. Ein klares „Must Read“ für mich.

Margaret Atwood “The Testaments”; Chatto & Windus; 2019; £20

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